Meine Kund*innen kommen von zwei Seiten: Entweder sind es Menschen, die ein Buch über ihr Leben schreiben (lassen) möchten, um dieses dann an Freunde und Familie zu verschenken. Oder es sind Kinder und Enkelkinder, die die Geschichte ihrer Großeltern und Eltern nachlesen wollen – und mich beauftragen, diese aufzuschreiben. Wie das abläuft, habe ich hier beschrieben: Was macht eigentlich eine Auftragsbiografin?
Ein aufregender Moment ist es jedes Mal, wenn die Bücher aus der Druckerei kommen. So war es auch bei meiner jüngsten Biografie über den 92-jährigen OPA von Florian Gschwandtner. Das Besondere daran: Florian – bekannt als runtastic-Gründer, Investor und aus der Fernsehshow „2Minuten2Millionen“ – macht das Buch öffentlich zugänglich. Wer möchte, kann es unter florian.do/opa downloaden.
Für mich bietet das die Möglichkeit, so ein Biografie-Buch auch zu präsentieren. Denn ansonsten bekommen das nur die Familie und Freunde zu Gesicht, was ganz verständlich ist.
Im Gespräch mit Florian Gschwandtner habe ich deshalb seine Sicht als Kunde und Enkel erfragt. Wie ist es, ein Buch über den eigenen Opa zu lesen? Aber von Anfang an …
Wie kam es zur Idee für das Buch?
Florian: Es hat mich immer interessiert, wenn der Opa Geschichten erzählt hat. Viele Leute jammern und finden dieses und jenes so „oarg“ und wenn ich dann meinem Opa zuhöre, der überhaupt nicht jammert, aber ganz andere Geschichten erlebt hat, was die Intensität betrifft, finde ich das schon bemerkenswert. Manchmal habe ich auch schon mit dem Handy mitgefilmt und dachte mir: Eigentlich sollte es archiviert werden. Dann wollte ich selbst schreiben und die Geschichten sammeln, merkte aber, dass Jahr für Jahr verging, und ich habe es nicht getan. Und als ich dann 2018 mein eigenes Buch schrieb („So läuft Start-up“), erkannte ich auch, wieviel Aufwand das ist – und umgekehrt war ich so froh, dass ich es gemacht habe.
Was war der Auslöser, jetzt doch endlich zu beginnen?
Florian: Nach meinem Buch dachte ich, jetzt muss es passieren. Und da mein Opa jetzt schon in einem Alter ist, in dem man nicht mehr weiß, was im nächsten Jahr passiert, habe ich beschlossen: 2021 will ich das machen. Punkt aus. Und dann kamst du ins Spiel als Profi-Biografin, die weiß, wie man solche Lebensgeschichten zusammenbaut. Das war der ideale Weg. Meine Mama war auch noch wichtig, weil sie sozusagen als Übersetzerin bei den Gesprächen und auch sonst sehr aktiv dabei war.
Du kanntest bereits viele Geschichten deines Opas. Gab es im fertigen Buch noch etwas, das dich überrascht oder besonders berührt hat?
Florian: Ich kannte bei weitem nicht alles. Berührt hat mich die Geschichte, wie der Opa die Oma kennengelernt hat, wie diese Familie entstanden ist. Und vorher, als er mit zwölf Jahren von zu Hause wegkam. Es waren ja 18 Geschwister, die sich gar nicht alle gesehen haben. Das war mir gar nicht so bewusst. Diese Härte ist unglaublich. Es war alles nur Arbeit und dann vielleicht miteinander essen. Die Kriegsgeschichten kannte ich in Einzelteilen, aber nicht als Zusammenhang. Gänsehautmomente waren etwa als er vom Krieg heimkam und einer zu ihm sagte, er soll lieber den Zug nehmen als mit dem Fahrrad fahren – sonst wäre er vielleicht nie angekommen. Zweimal hat man ihm auch das Gewehr schon angesetzt. Da ging es um Sekunden. Wäre er erschossen worden, gäbe es meine Mutter nicht und mich nicht …
Wie war es, das alles das erste Mal zu lesen?
Florian: Es war schön, die ganze Geschichte in einem zu lesen. Ich habe das im Zug getan, mit Gänsehaut und Tränen in den Augen.
Wie war es für die Familie, dass eine fremde Person wie ich da hineinkommt und all diese privaten Geschichten erzählt bekommt?
Florian: Für mich war das gar kein Problem. Im Gegenteil, ich glaube, dass jemand von außen das besser darstellen und beschreiben kann. Auch für den Opa war es kein Thema, ich freue mich jedenfalls schon, ihm das Buch zu überreichen und bin gespannt, was er dazu sagt.
So eine Familie mit so vielen Geschwistern und den Krieg erlebt – das ist schon etwas Besonderes. Und für meine Familie hat das natürlich noch einen ganz besonderen Wert.
Man kennt dich als Technikfreak, ich dachte am Anfang, dich kann ich mit meinen analogen Büchern nicht überzeugen. Dennoch: Es wurde ein Hardcover-Buch. Warum?
Florian: Ich finde, ein haptisches Buch hat immer noch großen Wert. Auch wenn ich selbst oft am E-Book-Reader lese, stehen noch viele Bücher im Regal. Ich wollte diese Biografie immer als Buch, das kann man auch verschenken, so ein Buch ist einfach etwas Schönes. Auch wenn es zusätzlich eine pdf-Version gibt, die zum Download für alle zur Verfügung steht.
100 Exemplare sind gedruckt, die werde ich jetzt an die Verwandtschaft weitergeben und dann, wenn es passt, verschenken. Wenn ich mir denke, es kann jemanden inspirieren. Oder wenn jemand zu viel jammert, dann kann ich ihm damit zeigen: Das Leben war auch schon mal viel härter.
Und noch einmal: Der Wert ist deswegen so groß, weil es in Lebzeiten passiert ist. Der Opa sitzt noch neben mir und hat das alles erlebt.
Was passiert mit deinen Exemplaren?
Florian: Ich werde sie aufstellen und eines davon auch rahmen und aufhängen. Und ich hoffe, dass das in 200 Jahren noch für jemanden interessant ist. Vielleicht sogar interessanter als jetzt. Kürzlich habe ich gelesen: Drei Generationen später weiß oft keiner mehr, wer du warst. Aber dieses Buch liegt vielleicht dann noch irgendwo und jemand liest es. Alleine deswegen taugt mir das.
Das Buch kann man schon heute auf florian.do/opa als pdf herunterladen. Wie war das Feedback bisher?
Florian: Einige haben sich gemeldet, die weitschichtig verwandt sind. Bei 17 Geschwistern sind das ganz schön viele. Denen taugt es, sie haben eines gemeinsam: den Zusammenhalt in der Freynschlag-Familie. Andere sind interessiert an Geschichten von früher oder sie kennen mich und schreiben mir über die Erinnerungen an ihre Großeltern – und dass sie es bereuen, dass sie die Geschichte nicht aufgeschrieben haben. Das wollte ich bezwecken: Dass die Geschichte bleibt.
Wem würdest du es empfehlen?
Florian: Ich glaube, man braucht schon eine Beziehung und Verbundenheit zu den Großeltern oder zu der Person, über die geschrieben wird. Und es kann ein Geschenk sein. In jedem Fall ist es für die Familie sehr wertvoll. Und auch Kinder lesen es, wenn vielleicht gar niemand hinschaut. Das ist einfach spannend.
Dass du eine enge Bindung zu deinem Opa hast, kann man im Buch nachlesen …
Florian: Ja, ich besuche in auch öfter und wir spielen Karten (Schnapsen). Wir haben eine Gaudi. Es ist schön, dass er mit 92 noch ein gutes Leben leben kann, auch wenn es anders ist als früher. Das hat für mich schon Vorbildwirkung.
Im Buch habe ich auf die Frage, was mich am meisten beeindruckt, gesagt: Die Genügsamkeit. Das hat vielleicht mit seinen vielen Geschwistern zu tun. Da war keine Zeit fürs Jammern, außerdem war er der Älteste. Wenn ich ihm etwas schenken wollte – einen neuen Sessel oder mehr Fernsehsender – , sagte er immer: Das passt schon. Er hatte nie Wünsche, aber umgekehrt ein Leben lang gegeben: Arbeitskraft und Geld. Bis zum letzten Euro.
Mehr über mich, meine Leben und meinen Werdegang findet ihr hier!
Ich bin aber auch sehr neugierig. Was fasziniert euch am Schreiben? Habt ihr das biografische Schreiben schon ausprobiert? Was sind die süß-sauren Momente in eurem Leben? Und wer weiß ein gutes Rezept für Ribiselkuchen? 😉
Ich bin die Nichte deines Gschwandtner-Opa. Der ist schon vor deiner Geburt verstorben . Er war der liebenswertes Mensch und mein Lieblingsonkel.. Er hat ein sehr inniges Verhältnis mit seinem Geschwistern, die in der Strengberger Au aufgewachsen waren. Mein Vater betrieb ein sehr schlecht gehende Transportfirma.. Wen er Kredit für einen Lastwagen benötigte musste er einen „Gutsteher“ haben, und das war häufig dein Großvater.. War natürlich nicht sehr gerne von deiner Großmutter gesehen, da sie ja die Erbin vom „Mayr im Holz“war.. Übrigens: du siehst deinem Gschwandtner Opa sehr ähnlich.l.Liebe Grüße von deiner Großcousine Susanna Pollinger